Die Reaktionen auf Yuma’s Hüftgelenksdysplasie
Nachdem ich, als Yuma 6 Monate alt war, erfahren habe, daß sie schwerste HD hat, rief ich Yuma’s Züchter an, um ihm das mitzuteilen. Der Züchter hat mir, als ich Yuma bei ihm kaufte, versichert, daß HD kein Thema in seiner Zucht wäre und überhaupt kein Problem mehr in der Rasse Deutscher Schäferhund darstelle. Ich wollte ihn über Yuma’s Krankheit informieren, denn für einen Züchter ist es wichtig zu wissen, ob die Nachkommen krank oder gesund sind für weitere Entscheidungen in seiner Zucht. Seine erste Reaktion, als er es hörte, war jedoch: "Und - Was willst Du jetzt von mir??". Ich war sehr erstaunt über diese Reaktion und versicherte ihm, daß ich natürlich nichts von ihm wolle und ihm auch keinen Vorwurf mache, denn es kann jedem Züchter passieren, niemand ist vor Krankheiten gefeit – selbst wenn man nach bestem Wissen und Gewissen gezüchtet hat. Er glaubte mir jedoch nicht, daß ich ihm lediglich mitteilen wollte, daß Yuma schwer krank ist.
Im weiteren Gespräch erwähnte ich, daß ich Yuma's Röntgenbild, wenn sie 12 Monate alt ist, beim SV (Schäferhundverein – Dachverband aller Schäferhundvereine mit Sitz in Augsburg) einschicken möchte, was für mich eine Selbstverständlichkeit war. Als er das hörte, wurde er sehr laut, aufgeregt und reagierte extrem empört. Er sagte, ich würde ihm damit schaden und wollte mir das sofort wieder ausreden. Sein Rüde, der alle 2 Wochen deckt und somit viel Geld einbringt, wird im Zuchtwert (siehe auch "HD-Zuchtwertschätzung im SV") hochgehen und damit kann er dann weniger Hündinnen decken. Somit schade ich ihm finanziell und er fürchtete sicherlich, daß sein Ruf als Züchter geschädigt wird. Ich ließ mich nicht abbringen und sagte, ich will niemandem schaden, ich will was für die HD-Bekämpfung tun, das ist alles. Ich fühlte mich verantwortlich, das Röntgenbild einzuschicken, wenn Yuma 12 Monate alt ist. Ich möchte ja das nächste Mal auch wieder einen gesunden Hund! Nur wenn alle diese Verantwortung zeigen und auch schlechte Röntgenbilder zur Auswertung für die Zuchtwertschätzung eingeschicken, kann man die Krankheit auch wirklich bekämpfen. Dazu gehört auch, daß der Züchter dazu steht, dies unterstützt und sogar von allen Nachkommen fordert!
Leider sah er dies absolut nicht ein, wurde ungehalten und laut und knallte letztendlich einfach den Hörer auf. Alle Versuche danach erneut Kontakt zu ihm zu bekommen scheiterten, er wollte nichts mehr von mir und Yuma wissen.
Ich war wütend, enttäuscht und frustriert angesichts dieser Reaktion – er wollte Yuma's HD regelrecht vertuschen! Ich wollte es darauf nicht beruhen lassen und rief beim SV an.
Das erste Telefonat führte ich mit dem Landeszuchtwart von Baden Württemberg. Dieser meinte, es sei unüblich, daß "Privatleute" die Röntgenbilder ihrer Hunde einschicken, die Regel ist, daß nur die Ergebnisse von Zuchthunden eingeschickt werden. Sie hätten eh nur eine Rücklaufquote von 30% an Röntgenbildern (siehe auch "HD-Zuchtwertschätzung im SV"), also lohnt es sich ja nicht, daß ich Yuma's Röntgenbild einschicke. Er legte mir also eindeutig nahe, daß ich Yuma’s Röntgenbild nicht einschicken soll! Und er meinte auf meine Nachfrage bezüglich Yuma’s Züchter und was man gegen sein Verhalten tun könne: gegen solche Züchter, die offensichtlich die HD in ihrer Zucht vertuschen wollen, kann man gar nichts unternehmen.
Dieses Gespräch war natürlich nicht das, was ich mir erhofft habe und meine Frustration steigerte sich noch mehr, ich war wie vor den Kopf geschlagen.
Also rief ich in Augsburg, den Hauptsitz des SV, direkt an und hatte den Hauptzuständigen für die HD-Zuchtwertschätzung am Telefon. Dieser war ganz verwundert, daß ich, als Privatmensch, das Röntgenbild meiner Hündin einschicken will. Er sah keinen Grund dafür, da ich ja kein Züchter bin und mit Yuma auch nicht vorhabe zu züchten. Dann meinte er ziemlich wortwörtlich, man müsse doch den Züchter auch verstehen....man dürfe die menschliche Komponente nicht vergessen - welcher Züchter möchte denn schon, daß sein Rüde schlecht gemacht wird? Also solle ich mir sehr gut überlegen, ob ich das Röntgenbild wirklich einschicken möchte.
Über diese Aussagen war ich so perplex, daß mir gar nicht mehr viel eingefallen ist. Ich machte natürlich klar, daß ich das Röntgenbild auf jeden Fall einschicken werde und ich die Haltung des SV hierzu nicht verstehen kann. Es wird absolut toleriert – es wird sogar unterstützt! – daß HD-Fälle in der Zucht verschwiegen und vertuscht werden!
Mir kam das alles wie eine große Verschwörung vor. Es geht offensichtlich nicht mehr um die Hunde, sondern vielmehr um's Geld und um's Image. Die Statistiken sollen positiv aussehen, schlechte HD-Ergebnisse verschlechtern die Statistik und das will „man“ nicht haben.
Ich fühlte mich machtlos und ohnmächtig, wusste nicht, was ich weiter tun konnte oder sollte. Ich entschied, mich auf Yuma zu konzentrieren, mich um sie zu kümmern und zu schauen, daß sie ein gutes Leben führen kann. Und ich habe mir vorgenommen, daß ich eines Tages ihre Geschichte erzählen werde, was ich hiermit tue.
Als ich dann, als Yuma 12 Monate alt war, beim Tierarzt war um sie röntgen zu lassen, damit ich das Ergebnis beim SV einschicken kann, war sowohl die Tierarzthelferin als auch der Tierarzt selbst (ein offizieller SV-Tierarzt, der somit berechtigt war, die HD-Röntgenbilder zu bewerten) sehr erstaunt und fragten mich verwundert, warum ich das machen wolle, wenn ich mit Yuma nicht züchten wolle, das sei nicht üblich! Naja – diese Worte war ich ja nun schon gewöhnt und habe mich nicht beirren lassen. Yuma wurde geröntgt und das Röntgenbild wurde beim SV eingeschickt, was mich auch noch Geld gekostet hat (Tierarztrechnung und Rechnung vom SV für die Eintragung in die Ahnentafel).
Nachdem ich Yuma's Röntgenbild beim SV eingeschickt habe, ging Yuma's Vater im Zuchtwert um 10 Punkte hoch, die Mutter nur 4 Punkte (zum Zuchtwert siehe auch "HD-Zuchtwertschätzung im SV").
Da ich immer wieder nachschaue, was für einen Zuchtwert die Eltern von Yuma haben, konnte ich feststellen, daß Yuma’s Vater danach noch mal einige Punkte hochgegangen ist. Also war ich wohl doch nicht die einzige, die ein schlechtes Röntgenbild eingeschickt hat. Als ich Yuma kaufte hatte ihr Vater Bito vom Adelmannsfelder Land einen Zuchtwert von 98, zwischenzeitlich war er auf 116 und zuletzt wieder auf 115. Ihre Mutter Fanny vom Weinhof Wagner hatte einen Zuchtwert von 96 und zuletzt 103. Somit wäre eine Verpaarung von Yuma’s Eltern nach den Zuchtvorschriften vom SV nun nicht mehr zulässig …